Mehr als nur ein Fußballturnier: Die Hintergründe zum Walther Bensemann Cup am Valznerweiher im Juli 2022
Eberhard Schulz ist seit seiner frühesten Kindheit großer Fußballfan und Sprecher der Initiative !Nie Wieder. In der Steilvorlage spricht er über die soziale Verantwortung des Sport. Außerdem gibt er einen Ausblick auf den Walther Bensemann Cup, das internationale Fußballturnier, das vom 28.07. – 31.07. auf dem Fußballgelände des Valznerweiher stattfinden wird.
Walter Bensemann: Visionär für den deutschen Fußball
Hidden Champion, Fußballfan & Visionär: Walther Bensemann ist nicht nur der Gründer des „Kicker“, sondern gilt auch als eine zentrale Figur der deutschen Fußballgeschichte. Geboren 1873 in Berlin, kam er zum ersten Mal auf einer englischen Privatschule in Berührung mit dem Sport, der sein ganzes Leben bestimmen sollte. Der Sohn eines jüdischen Bankiers war so fasziniert von Fußball, dass er bereits mit 14 Jahren seinen ersten Club gründete. Auch als Erwachsener war er in die Entstehung zahlreicher Fußballvereine involviert.
Unter anderem hatte er auch bei der Gründung des DFBs mächtig seine Finger im Spiel und ist somit an der Geburt des deutschen Fußballs, wie wir ihn heute kennen, maßgeblich beteiligt gewesen. Dass wir heute den „Kicker“ wie selbstverständlich lesen können, haben wir auch seiner Hartnäckigkeit zu verdanken. Trotz finanzieller Probleme und widrigen äußeren Umständen hat er in 1920er Jahren an der Idee seines Fußballmagazins festgehalten. Bereits damals waren sein Antrieb und seine Vision: Der europäische Gedanke und das völkervereinende Element des Fußballs. Damit galt er, gerade zur Zeit des zweiten Weltkriegs, als Vordenker seiner Zeit.
Der Walther Bensemann Cup: Fußball im Zeichen des europäischen Gedankens
Vom 28.07. – 31.07. treffen auf dem Gelände am Valznerweiher Jungendspieler aus den namhaftesten Vereinen Europas aufeinander. Bei diesem Turnier geht es allerdings nicht nur um einen Pokal. Sondern um das Miteinander, Solidarität und um die Stärkung des europäischen Gedankens. Ziel des Organisationsteams, zu dem unter anderem auch Eberhard Schulz und die Initiative !Nie Wieder gehören, ist es ein internationales Teilnehmerfeld von 8 Mannschaften für den Cup zu gewinnen. Bisher bestätigt sind unter anderem Jugendsteams der Eintracht Frankfurt, des 1.FC Nürnberg, Chelsea London, des Karlsruher SC und FC Bayern München und Maccabi Tel Aviv.
Charkiw und Krakau als Wunschteilnehmer für den Walther Bensemann Cup
Jeder, der mit aufmerksamem Auge das aktuelle politische Weltgeschehen verfolgt, weiß wie es aktuell um die Menschen in der Ukraine steht. Nürnberg, als Partnerstadt von Charkiw, hat die dringende Aufgabe und auch den Wunsch mit Fußballfreunden in Kontakt zu treten. Auch wenn es vermutlich nicht umsetzbar sein wird: Den großen Wunsch, dass zumindest zwei Vertreter aus der Partnerstadt Charkiw Teil des Turniers sein können, gibt es. Das gilt auch für Vertreter aus Krakau. Nicht nur, weil ein Verein der Stadt sich unter den Nationalsozialisten geweigert hat, jüdische Mitglieder auszugrenzen. Sondern auch weil Polen als direkter Nachbar der Ukraine die momentane Situation hautnah miterlebt und man als Partnerstadt zusammenhalten und Solidarität zeigen möchte und muss.
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Kicken und Lernen
Das eigentliche Turnier findet vom Freitag bis Sonntag (29.- 31.07.2022) statt, allerdings wird es in den Tagen zuvor im Rahmen des Walther Bensemann Campus bereits ein besonderes Programm geben. Hier werden sich die jungen U17 Kicker mit der Geschichte und Fußball beschäftigen. Denn beides ist unweigerlich miteinander verknüpft. Anfang 1933 stellte sich der Deutsche Fußballbund gegen seine jüdischen Vereinsmitglieder, schmiss sie unter den Nationalsozialisten raus oder schob sie ab. Durch Zeitzeugen aus aller Welt, einen Besuch im Kicker Archiv oder einem typisch jüdischen Begrüßungsfest, soll daran erinnert werden, dass so etwas nie wieder passieren darf. Sich gegenseitig kennen und respektieren lernen – das ist die Botschaft des Turniers.
Nürnberg als Lernkulisse und Austragungsort
Nürnberg ist die Stadt der Reichsparteitage und der Nürnberger Gesetze. Aber auch der Nürnberger Prozesse und der Menschenrechte. Die bewegte Geschichte ist in Kombination mit praktischen Inhalten und den Beiträgen von Zeitzeugen, eine geschichtsträchtige Lernkulisse und ein toller Austragungsort. Die Relevanz dieses Cups wird durch die namhaften Unterstützer deutlich. Die DFL, der DFB, die Stiftung Erinnerung und 1700 Jahre Jüdisches Museum tragen als Unterstützende ihren Teil dazu bei, dass das Verwaltungsteam des 1.FCN, das Team von Eberhard Schulz und viele ehrenamtliche Helfer den Walther Bensemann Cup auf die Beine stellen können.
Wie politisch darf Fußball sein?
Mehr zum Walther Bensemann Cup, über Hintergründe und das Programm erfahrt ihr im Podcast. Eberhard Schulz erzählt mehr zu Walther Bensemann und seiner Rolle in der Entstehung des deutschen Fußballs. Und warum Fußball, anders als heute oft gefordert, nie unpolitisch war und sein darf. Eine sehr interessante, geschichtsträchtige Folge, die zum Nachdenken anregt!