Bäckermeister Thomas Wehr im RUN Podcast
Seit über 30 Jahren wird das Bäckerhandwerk bei der Familie Wehr groß geschrieben. Mittlerweile geht die Liebe fürs Brotbacken in die 5.Generation. Thomas Wehr hat dieses Jahr die Leitung des Familienbetriebs übernommen und spricht in der 49.Folge des RUN Podcast mit Alban über Familienbetriebe, was hinter dem „Bäckersterben“ steckt und wieso deutsche Bäcker auf der ganzen Welt gefragt sind.
#backenwiedamals
Leidenschaft, Regionalität & Nachhaltigkeit – das sind die formulierten Grundwerte der Bäckerei Wehr. Unser heutige Gast Thomas lebt diese Werte wie kein anderer. Vor allem, da er nun endlich die Leitung der Bäckerei offiziell übernehmen darf. Er selber erinnert sich noch gut an seine Kindheit, die er größtenteils mit seinen Eltern in der Backstube verbracht hat. Das Backen wurde ihm tatsächlich, wie er selber schmunzelnd zugibt, in die Wiege gelegt.
Aber hat man in einem Familienbetrieb, der über Generationen hinweg weitergegeben wurde, überhaupt eine Wahl? Laut Thomas ja. Er selber hätte nie den Druck verspürt, Bäcker werden zu müssen. Ganz im Gegenteil: Seine Eltern hätten auch kein Problem damit gehabt, mit der Bäckerei in den Ruhestand zu gehen, wenn sich Thomas für einen anderen Berufsweg entschieden hätte.
In die Nacht hinein backen
Doch Thomas entschied sich dafür, den Familienbetrieb weiterzuführen und seiner Leidenschaft, dem Backen, weiterhin nachzugehen. Auch wenn der Bäckerberuf nicht unbedingt mit den familienfreundlichsten Arbeitszeiten einhergeht. Denn wie Thomas erzählt, „arbeiten Bäcker nachts und schlafen tagsüber“. Im Falle der Bäckerei Wehr ist das „in die Nacht hinein backen“ sogar noch häufiger der Fall, denn der Bäckerbetrieb beliefert Märkte wie ebl-naturkost oder Denn’s Biomarkt mit frischen Broten. Damit die Kunden also in der früh frisches Brot kaufen können, muss das Brot nachts gebacken und ausgeliefert werden. Das geschieht häufig auch erst gegen 1 oder 2 Uhr nachts.
Das deutsche Bäckerhandwerk
„Deutsche Bäcker sind weltweit gefragt“, so Thomas. Das merke er vor allen Dingen daran, dass er häufig auch Bewerbungen aus dem Ausland bekommt. Ausländische Bäcker, wie beispielsweise aus Marokko, möchten bei ihm ausgebildet werden und Erfahrungen sammeln. Thomas‘ Vater war sogar als Gast-Bäcker mal in Asien, um seine Expertise im Weihnachtsgeschäfts weiterzugeben.
Doch auch Thomas muss sich eingestehen, dass aufgrund der Industrialisierung das Image des Bäcker-Berufs in den letzten Jahren gelitten hat. Ungewöhnliche Arbeitszeiten und unterdurchschnittliche Gehälter führen dazu, dass immer weniger junge Menschen sich für eine Ausbildung im Bäckerhandwerk entscheiden. Momentan verspürt Thomas aber eine Art Gegenbewegung junger und moderner Bäckerinnen und Bäcker, die dem Bäcker-Dasein eine neue Attraktivität verleihen können. Dass das Bäckerhandwerk auch weiterhin bestehen bleibt – das steht außer Frage, denn wie auch Thomas‘ Ur-Opa schon sagte: „Gegessen werden muss immer.“