Roberto Hilbert zu Gast bei der Steilvorlage
Unser Sport-Podcast Steilvorlage meldet sich nach einer kleinen Sommerpause zurück. Als ersten Gast durften wir Roberto Hilbert bei uns begrüßen. Der ehemalige Kleeblatt-Kicker war außerdem beim VfB Stuttgart, Bayer 04 Leverkusen und bei Beşiktaş Istanbul unter Vertrag. Nachdem sich Podcast-Host Dirk Feustel und Roberto vor einigen Wochen beim Benefiz-Spiel „Kicken für Antonia“ in Oberfranken kennengelernt haben, hat sich Roberto sofort bereit erklärt, auch bei der Steilvorlage seine Fußball-Expertise mit unseren Hörern zu teilen. Mit uns spricht der gebürtige Forchheimer u.a. über seine Zeit als Spieler, die Nationalmannschaft, seine zweite Karriere als Trainer und darüber, warum Fußballprofis auch nur Menschen sind.
Wer war am schwierigsten zu verteidigen?
In seiner Karriere hat Roberto gegen einige exzellente Fußballer gespielt. Vor allem nachdem Roberto das Frankenland in Richtung Stuttgart, Istanbul und Leverkusen verließ und er auf internationaler Ebene in der UEFA Europa League & Champions League spielte. Aber wer war denn nun der Beste, den er in seiner Karriere verteidigen musste? Da fallen ihm so einige Namen ein. Franck Ribéry beispielsweise: Der flinke Franzose gehört für ihn ohne Frage zu den Top3 der härtesten Gegenspieler. Auch gegen Lionel Messi musste sich Roberto im direkten 1 gegen 1 beweisen. Ein Spieler blieb ihm aber ganz besonders in Erinnerung – Ronaldinho. Der Brasilianer sei zu seiner Zeit so unberechenbar gewesen, dass man als Verteidiger nie wusste, ob er jetzt nach links oder rechts geht. Für Roberto ist Ronaldinho nicht nur der härteste Gegenspieler, sondern auch der beste Spieler aller Zeiten gewesen.
„Wenn du als Trainer beim Spiel noch was reinrufen musst, hast du unter der Woche was falsch gemacht“
Mittlerweile ist Roberto seine zweite Karriere angetreten. Denn nach seiner aktiven Zeit als Fußballer schlug der Franke seine zweite Laufbahn als Trainer ein. Heute steht er bei der U23 der SpVgg Greuther Fürth an der Seitenlinie. Als Coach möchte Roberto allerdings nicht unbedingt als Schreihals wahrgenommen werden. „Wenn du als Trainer beim Spiel noch was reinrufen musst, hast du unter der Woche was falsch gemacht“, betont er. Ohnehin seien Spieler in so einer Situation nur wenig aufnahmefähig für die Schreie des Trainers. Das kennt er selber nur zu gut. „Vor allem, wenn man wie ich das Glück hat, vor großen und atemberaubenden Kulissen zu spielen. Das kommt natürlich mit einer gewissen Lautstärke… am Ende müssen das immer die Jungs auf dem Platz regeln“.
Auf dem Platz gibts keine Freunde
Während seiner Karriere als Spieler galt Roberto stets als Kämpfer. Allerdings als ein sehr fairer. Denn nur ein einziges Mal musste er mit einer Gelb-Roten-Karte vorzeitig den Platz verlassen. Das hat ihn aber niemals daran gehindert, den nötigen Biss auf den Platz zu bringen. „Klar, dann wird auch mal die gegnerische Bank mit ein wenig Trash-Talk provoziert. Das gehört nun mal zum Fußball dazu“, schmunzelt er. Aber nach dem Abpfiff sei das alles wieder vergessen. „Da gibt man sich die Hand, küsst sich links, rechts und dann ist das Thema erledigt“. Diese klare Devise galt als Spieler für ihn und tut es heute noch als Trainer.
8x für die Nationalmannschaft
„Klar, die Nationalmannschaft ist das Höchste der Gefühle“, so beschreibt Roberto seine 8 Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft. Das der Junge aus Forchheim es über die SpVgg Greuther Fürth zum Nationalspieler gemacht hat, war nicht nur ein Erfolg für ihn, sondern für das Frankenland. Und auch heute hört man noch heraus, wie stolz Roberto auf diese besondere Errungenschaft ist. Er erzählt außerdem davon, wie es war als junger Spieler mit gestandenen Persönlichkeiten, wie Michael Ballack, Miroslav Klose oder Thorsten Frings zusammen zu spielen. „Auf einmal steht Michael Ballack vor dir, Kapitän und absolute Legende… da hast du erstmal schon großen Respekt davor“. Auch die mediale Aufmerksamkeit und Kritik sei im Dress der Nationalmannschaft eine ganz andere. „Da wirst du schon extrem kritisiert und darfst nichts mehr falsch machen… aber klar, es ist ja auch die Nationalmannschaft“. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt bis heute allerdings die Nicht-Nominierung für die EM 2008, für die er bis heute keine richtige Erklärung von Ex-Bundestrainer Joachim Löw erhalten hat.
Fußballprofis sind auch nur Menschen
Der Fußball-Markt sei natürlich verlockend. „Man kann als Profi sehr, sehr viel Geld verdienen. Aber das ist kein Reichtum.“ Denn zum Reichtum gehöre für Roberto u.a. auch die nötige mentale Gesundheit. Und die büßen viele Profis während ihrer Karriere ein. Man müsse vor allem junge Fußballer*innen darauf vorbereiten, dass man in diesem Geschäft sehr viel und oft auch sehr persönlich kritisiert wird. Sowohl von den Fans als auch von den Medien. Damit müsse man auch erstmal klarkommen. Genau hier möchte Roberto in seiner Funktion als Co-Trainer der U23 und Bindeglied zum NLZ vorbeugen und die jungen Nachwuchskicker vorbereiten. Und das mit absoluter Ehrlichkeit. Sowohl über ihre Leistungen als auch über das wahre Fußballgeschäft.