Muss man heutzutage überhaupt noch studieren?

Dr. Matthias Fifka zu Gast beim RUN Podcast

Professor für Betriebswirtschafstlehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Vorstand des Instituts für Wirtschaftswissenschaften, Herausgeber und Autor von 12 Büchern und Gast-Experte bei wirtschaftspolitischen Sendungen wie 3sat oder Phönix – der Gast der aktuellen Folge des RUN Podcast heißt Dr. Matthias Fifka. In Episode 62 unseres Business-Formats spricht der gebürtige Nürnberger mit Podcast-Host Alban Imeri u.a. über die drei großen W’s der Arbeitswelt der Zukunft: Wo arbeiten wir? Wieviel arbeiten wir? Und für wen arbeiten wir? Dem vorangestellt soll es aber zunächst um die Frage gehen, ob das Konzept ‚Studium‘ in einer Welt, in der fast alle Inhalte kostenlos im Netz verfügbar sind, noch zeitgemäß ist.

Elon Musk: „Colleges are basically for fun“

Mit einem kontroversen Interview sorgte Tesla-Chef Elon Musk für Aufsehen, als er seine Meinung über das Studium an einer Universität preisgab. „Im Grunde sind Universitäten zum Spaß und um sich selber zu beweisen, dass man Aufgaben erledigen kann. Aber sie sind nicht zum Lernen“, lautet der übersetzte Wortlaut. Auch wenn unser Gast Dr. Fifka zugibt, dass er für die Karriere von Elon Musk viel Bewunderung übrig hat, so kritisiert er diese Aussage doch deutlich. Die Tatsache, dass Inhalte heutzutage im Netz kostenlos verfügbar sind, sei zwar wahr, aber man dürfe sich nicht nur auf das Inhaltliche fokussieren. Denn neben den Inhalten seien es methodische Kompetenz und strukturiertes Arbeiten, das Studierende in Universitäten beigebracht bekommen. Hinzu käme hier noch der soziale Aspekt, wie der Austausch mit Professoren oder unter den Studierenden. Wie wichtig dieser ist, zeige die Corona-Pandemie, die einen Austausch im Hörsaal quasi unmöglich gemacht hat.

Studierende wollen wieder an die Uni

Als Professor an der Nürnberger FAU musste auch Dr. Fifka auf virtuelle Vorlesungen umsteigen. „Der Switch war jedoch relativ einfach“, bestätigt er. Man merke, das Studierende dieser Generation, die ohnehin mit einer gewissen Affinität zu digitalen Anwendungen aufwachsen, kein Problem mit virtuellen Vorlesungen haben. Auch bei der Vermittlung der Inhalte habe er keinen Unterschied bemerkt. Haben sich Studierende also nun an Online-Vorlesungen gewöhnt? Ganz im Gegenteil: „Eine Sache, von der ich nie dachte, dass ich sie in meinem Leben erleben würde, ist, dass Studierende danach schreien, wieder in die Uni zu dürfen“, schmunzelt er.

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Wie geht’s nun mit dem Home-Office weiter?

Nahezu erzwungenermaßen geschah die Einführung des Home-Office für viele Unternehmen aufgrund der Corona-Pandemie. „Das hat sehr gut geklappt“, so Fifka. Interessant sei nun aber die Frage, wie Unternehmen jetzt mit dem Thema Home-Office umgehen. Denn während viele Unternehmen ihre Mitarbeiter nun wieder ins Büro bestellen, so haben viele auch die Vorzüge des Arbeitens von zuhause erkannt und behalten dies bei. „Die Wahrnehmung vieler ist immer noch: Home Office heißt nichts tun“, so Fifka. Außerdem teilt er mit den Hörern eine Studie, in der man sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber nach ihre gefühlten Produktivität im Home Office gefragt hat. Während 90% der Arbeitnehmer eine gesteigerte Produktivität im Home Office empfinden, so denken nur 10% der befragten Arbeitgeber, dass ihre Mitarbeiter eine gesteigerte Produktivität von zuhause aufbringen.

„Junge Menschen wollen nicht unbedingt weniger arbeiten“

Wer in der heutigen Zeit als attraktiver Arbeitgeber gelten möchte, der muss die Rahmenbedingungen anpassen. In vielen Unternehmen hat man sich deswegen von der klassischen 40-Stunden-Woche verabschiedet und möchte mit einer reduzierten Stundenanzahl mehr Work-Life-Balance für seine Mitarbeiter bieten. Aber wollen vor allem junge Menschen weniger arbeiten? Dr. Matthias Fifka denkt nicht, dass eine reduzierte Stundenanzahl das ist, wonach die neue Generation Arbeitssuchender Ausschau hält. Viel mehr sei es der Drang danach, einen Sinn und einen Mehrwert in der Arbeit zu sehen. Neben Spaß und Perspektive wollen junge Arbeitnehmer einen Beitrag zu einem übergeordneten Ziel, wie z.B. Umweltschutz, leisten.

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