Michael Husarek, Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, bei unserem Digital-Podcast GELB
Auflageneinbrüche, Rückgang des Anzeigengeschäfts und Konkurrenz durch Online-Formate wie Podcasts, Blogs oder Social Media-Kanäle – so beflügelnd die Digitalisierung für viele Branchen war, so sehr hat sie die Welt der Zeitungen zum Umdenken gezwungen. So hat man, wenn man an die Nürnberger Nachrichten denkt, nicht nur das klassische Print-Format vor Augen. Auch auf sozialen Medien ist die Nürnberger Tageszeitung durchaus aktiv. Unser heutige Gast Michael Husarek, Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, gibt in der 5.Folge unseres Digital-Podcasts ‚GELB‘ einen tollen Einblick in die journalistische Arbeit der Nürnberger Nachrichten.
Hohes Tempo vs. Qualität
„Sowohl positiv als auch negativ“ seien die Tageszeitungen von der voranschreitenden Digitalisierung betroffen. Der Tatsache, dass ein komplettes Geschäftsmodell brüchig werde, stehen die Chancen der neuen Medien damit einhergehender Reichweite gegenüber. Welche Veränderung die „neue Arbeit“ mit sich bringt? Die verkürzte Reaktionszeit. Story verifizieren, Quellencheck und dann nochmal gegenlesen – vor allem in der heutigen, schnelllebigen Online-Welt ist dafür nicht mehr viel Zeit ehe nicht bereits ein Wettbewerber die gleiche Nachricht vermeldet hat. Eines dürfe unter dem Zeitdruck trotzdem niemals leiden: Die Qualität der Beiträge.
Strukturelle Veränderungen
Für qualitative Beiträge sind beim Nürnberger Medienhaus knapp 150 Redakteure beschäftigt. Ein großes Team, das sich nun auch strukturellen Veränderungen unterziehen muss. „Es fängt beim Schichtbetrieb an“, so Michael. Früher sei der zwar nicht nötig gewesen, aber heute müsse man 7 Tage die Woche verfügbar sein. Neben der zeitlichen Umstellung haben sich auch die Rollen der Mitarbeiter verändert. Reporter, Editoren und Themen-Manager – durch die Aufgabenteilung werden die einzelnen Rollen entlastet und die Produktivität gesteigert.
Podcast vs. Zeitung
„Im Grunde genommen“, so Michael, „ist jeder Anbieter von journalistischem Content irgendwo ein Konkurrent“. In diese Kategorie fallen natürlich auch Podcasts, die derzeit nicht nur deutschlandweit beliebter denn je sind. Das sei für ihn grundsätzlich aber keine „böse Konkurrenz“. Er selber lerne immer noch viel beim Anhören anderer Podcasts oder beim Ansehen anderer Formate dazu. Vor allem, wie man Inhalte unterhaltend rüberbringt. Grundsätzlich sei der Konkurrenz-Gedanke aber der Falsche, denn mit Kooperationen und Netzwerken könne man im Kampf um Reichweite durchaus mehr erreichen.
Die Zukunft des Journalismus
Was die Zukunft angeht, ist Michael optimistisch. Der klassische Printmarkt bleibt trotz fallender Auflagenzahlen erhalten und bildet durch seine Abo-Struktur immer noch die Haupt-Finanzierungsquelle des Hauses. Darüber hinaus nehmen die Reichweitenportale jedoch immer mehr an Qualität und Quantität zu und sind jetzt schon ein fester Bestandteil der journalistischen Arbeit. Spannend bleibt für ihn auch der Einstieg ins Thema Paid Content, also bezahlter Journalismus. Dieser kann und soll in den nächsten Jahren ein weiterer finanzieller Grundpfeiler des neuen, digitalen Geschäftsmodells werden.